Die Holzwirtschaft in Deutschland: Chancen und Herausforderungen im globalen Wettbewerb

Die deutsche Holzindustrie zählt zu den modernsten und produktivsten weltweit, steht aber im internationalen Wettbewerb vor großen Herausforderungen.  

Auf der kürzlich stattgefundenen 74. Jahrestagung des Deutschen Forstwirtschaftsrates betonte Wolfgang Beck, VP Global Wood Sourcing bei Mercer International, wie wichtig verlässliche politische Rahmenbedingungen für Investitionsentscheidungen sind.

“Vor allem Unternehmen kapitalintensiver Branchen benötigen Stabilität, um Investitionen zu tätigen.“ Diese Investitionen sind langfristige Entscheidungen, die über politische Legislaturperioden hinausgehen”, so Wolfgang Beck. Er betonte die positiven Erfahrung, dass sowohl lokale Politik als auch föderale Regierungen Unterstützung bei der Bewältigung der Herausforderungen der Wirtschaft zeigen. 

Globale Wettbewerbsfähigkeit

Balanceakt zwischen Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit

Die deutsche Holzindustrie steht in einem harten globalen Wettbewerb. In einigen Regionen, wie beispielsweise Südamerika, ermöglichen spezifische Anbaubedingungen und Technologien eine besonders kosteneffiziente Holzproduktion. Dies stellt deutsche Unternehmen vor die Herausforderung, wettbewerbsfähig zu bleiben, ohne dabei ihre hohen Standards in Bezug auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz aufzugeben.

Südamerika: Niedrige Kosten, hohe Umweltauswirkungen

In Südamerika ermöglichen das Klima, der Einsatz von Gentechnik und die großflächige Plantagenwirtschaft einen schnellen Holzzuwachs und hohe Produktionsmengen. Die Kosten für Zellstoff beispielsweise, ein wichtiger Grundstoff für die Papierherstellung, sind dort deutlich niedriger im Vergleich zu Europa. Diese Produktionsmethoden können jedoch besondere ökologische Herausforderungen mit sich bringen.

Deutschland: Nachhaltige Forstwirtschaft, hohe Standards

Die deutsche Holzindustrie setzt hingegen auf eine seit über 300 Jahren etablierte nachhaltige Forstwirtschaft, die auf ökologische, ökonomische und soziale Aspekte gleichermaßen achtet. Dies bedeutet zwar höhere Produktionskosten, gewährleistet aber auch den Erhalt der Wälder als wertvolle Ökosysteme und Kohlenstoffspeicher.

Hohe Energiekosten als Standortnachteil

Ein weiterer Wettbewerbsnachteil für die deutsche Holzindustrie sind die hohen Energiekosten, insbesondere die Strompreise. Da die Holzverarbeitung energieintensiv ist, wirken sich steigende Energiekosten direkt auf die Produktionskosten und damit auf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen aus.

Herausforderungen und Chancen

Die deutsche Holzindustrie steht somit vor der Herausforderung, innovative Lösungen zu finden, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und gleichzeitig ihre hohen Nachhaltigkeitsstandards zu wahren. Dazu gehören beispielsweise die Investitionen in effizientere Produktionsverfahren und die Entwicklung neuer Produkte und Geschäftsmodelle.

Gleichzeitig bietet die steigende Nachfrage nach nachhaltigen Holzprodukten auch Chancen für die deutsche Holzindustrie. Verbraucher und Unternehmen legen zunehmend Wert auf umweltfreundliche Produkte und sind immer mehr bereit, dafür auch einen höheren Preis zu zahlen. Die deutsche Holzindustrie kann diese Nachfrage bedienen und sich als Vorreiter für nachhaltige Holzproduktion positionieren.

Rohstoffversorgung und regulatorische Hemmnisse

Die EU-Entwaldungsverordnung – eine Bedrohung für die deutsche Holzwirtschaft?

Die Versorgungssicherheit mit Holz, einem der wenigen natürlichen Rohstoffe Deutschlands, ist für die Holzindustrie existenziell. Doch nicht nur die Verfügbarkeit des Rohstoffs im Wald ist entscheidend, sondern auch die rechtlichen Rahmenbedingungen, die den Zugang zu diesem Rohstoff regeln. Hier sehen sich die Unternehmen mit einer zunehmenden Komplexität und potenziellen Einschränkungen konfrontiert.

Die EU-Entwaldungsverordnung: Gut gemeint, aber schlecht gemacht?

Die EU-Entwaldungsverordnung (EUDR), die 2023 in Kraft trat, soll die weltweite Entwaldung unterbinden und somit einen Beitrag zum globalen Waldschutz leisten. Die Verordnung verpflichtet Unternehmen, die Holz oder Holzprodukte in der EU in Verkehr bringen, die Legalität des Holzes nachzuweisen und entsprechende Sorgfaltspflichten einzuhalten.

Bürokratische Hürden und Wettbewerbsnachteile

Kritiker bemängeln jedoch, dass die Entwaldungsverordnung der EU unverhältnismäßig hohe Anforderungen an die Dokumentation und Rückverfolgbarkeit des Holzes stellt. Dies führt zu einem erheblichen bürokratischen Aufwand, insbesondere für kleine und mittlere Waldbesitzer und Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

Gefahr der Holzeinschlagsbeschränkung

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die EUDR zu einer faktischen Einschränkung des Holzeinschlags in Deutschland führen könnte. Die strengen Nachweispflichten und die Angst  vor rechtlichen Konsequenzen könnten Waldbesitzer dazu veranlassen, weniger Holz einzuschlagen, was wiederum die Rohstoffversorgung der Holzindustrie gefährden würde.

Internationale Handelsbeziehungen gefährdet

Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass die EUDR als Handelshemmnis wahrgenommen wird und zu Gegenmaßnahmen anderer Länder führt. Insbesondere die USA, wichtiger Handelspartner der europäischen Holzindustrie, haben bereits Bedenken geäußert und könnten ihrerseits Handelsbeschränkungen erlassen.

Fazit

Die EU-Entwaldungsverordnung hat zwar ein richtiges Ziel, birgt jedoch auch erhebliche Risiken für die deutsche Holzindustrie. Deutlich mehr Zeit bei der Einführung und eine Überarbeitung der Verordnung, die den bürokratischen Aufwand reduziert, ist daher dringend erforderlich. Gleichzeitig müssen alternative Lösungen gefunden werden, um die Rohstoffversorgung der heimischen Holzindustrie langfristig zu sichern und den Wald als wertvollen Rohstofflieferanten und Kohlenstoffspeicher zu erhalten.


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