Die Bahnlogistik der Mercer Holz

Bei der Versorgung der deutschen Mercer-Werke mit Holz wird schon von Anfang an auf die Bahn gesetzt. So konnten seit 2004 schon mehr als 27.650 Güterzüge mit Rundholz, Hackschnitzel und Schnittholz disponiert und gefahren werden. Aktuell wird so ein Drittel des Bedarfs von Mercer in Deutschland über die Schiene transportiert. Pro Jahr können somit 80.000 LKW-Fahrten eingespart werden.

Keine Logistik funktioniert ohne die wichtigste Ressource von Mercer – den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die tagtäglich für eine reibungslosen Ablauf der Logistik sorgen und die Versorgung der Mercer-Werke mit Rohstoffen gewährleisten. Die Bahnlogistik hat mehrere große Aufgabengebiete, auf der einen Seite die Abteilung Disposition und auf der anderen Seite das Waggonmanagement. Dazu kommen noch im Back-Office die Mitarbeiterinnen Bahn und für den Außendienst an den Verladebahnhöfen der Mitarbeiter Bahnentwicklung. Für ein besseres Verständnis der jeweiligen Bereiche wurden Kolleginnen und Kollegen aus den Abteilungen zu ihrer Arbeit befragt.

Für die Zugdisposition Nicole Engelhardt

Wie läuft dein normaler Tag ab?

Die täglichen Aufgaben beinhalten die Überprüfung aller geplanten Zugläufe sowie die Be- und Entladungen. Dabei stehen wir im ständigen Austausch mit allen Beteiligten, wie den Eisenbahnverkehrsunternehmen, den Verantwortlichen für die Bahnhöfe und der Mercer Holz  LKW-Disposition. 

Parallel zum Tagesgeschäft planen wir permanent auch für die nächsten Wochen weiter, damit wir frühzeitig alle nötigen Ressourcen für die Bahnlogistik buchen und planen können. Erst wenn die Eisenbahnwaggons, die Lokomotive, die Beladestelle und die LKW-Speditionen festgelegt sind, können wir einen Zug fest einplanen und beauftragen. 

Wie viele Züge planst du parallel?

Parallel planen wir gemeinsam im Team mit 25 Wagenparks (ein Wagenpark entspricht einem Zug), welche bei allen Werken und Verkehre in etwa 30-35 Zugbe- und Entladungen wöchentlich erbringen. Diese Züge laufen in die Mercer Werke, aber auch in die Partnerbetriebe und zunehmend auch in Dienstleistung für Dritte innerhalb Deutschlands, oder über Ländergrenzen hinweg nach Tschechien, die Slowakei und Österreich.

Was sind die größten Herausforderungen in der Planung?

Für die Zugplanung stehen wir immer wieder vor neuen Situationen wie kurzfristige Veränderungen in der benötigten Holzmenge der Werke oder Streckensperrungen im Bahnbetrieb, bei denen die Planung bestmöglich und kurzfristig angepasst werden muss. Hinzu kommen Einflüsse, die wir nicht immer in der Hand haben, wie z.B. durch Witterung oder Baustellen auf den Gleisen. 

Desweiteren müssen wir die Eisenbahninfrastruktur am Standort der Mercer Stendal im Blick haben, da wöchentlich über 50 Zugfahrten (Leer- und Vollzüge) in der Abfahrt, Entladung, und Ankunft auf nur sechs Gleisen im Bahnhof vor dem Zellstoffwerk abzubilden sind und wir trotzdem versuchen unter Berücksichtigung der betrieblichen Gegebenheiten auf alle Anforderungen unserer Werke einzugehen. Sehr herausfordernd sind aber auch die Ländergrenzen überschreitender Verkehre mit erheblich mehr Abstimmungsbedarf zwischen den beteiligten Eisenbahnverkehrsunternehmen und den Kunden.

Für das Waggonmanagement Chris Meyer

Wie läuft dein normaler Tag ab?

Das grundsätzliche Ziel meiner Arbeit ist  – einfach ausgedrückt – dass alle Güterwaggons der Mercer Holz Schienenflotte für den Rundholz- und Hackschnitzeltransport zur Verfügung stehen. Das ist bei über 550 in Eigenregie betriebenen Waggons ziemlich herausfordernd. Jeden Tag kontrolliere ich alle eingegangenen Meldungen über Probleme oder Schäden an den Waggons und plane die schnellstmögliche Lösung der Hindernisse. Dazu organisiere ich die Untersuchung und im Anschluss falls notwendig die Instandsetzung der geparkten Waggons auf den Abstellgleisen durch Fachfirmen. Parallel überwache ich die Revisionszeiträume und takte die Überprüfungen in Absprache mit der Bahndisposition so ein, dass die Ausfallzeiten minimal sind. Zusätzlich überprüfe ich noch die anfallenden Kosten der Instandhaltung. Im Anschluss kontrolliere ich noch die kaufmännischen Kosten der Instandhaltung.

Wie hat sich das Waggonmanagement durch die Vereinheitlichung der Waggons verändert?

Durch die Vereinheitlichung der Waggons auf einen Waggontyp und zwei Aufbauten für Hackschnitzel und für Rundholz hat sich die Schadensabwicklung und die Kommunikation mit allen Beteiligten vereinfacht. Durch einheitliche Abwicklungsprozesse für alle Waggons kann die Verwaltung dieser sehr effizient gestaltet werden. Zusätzlich verfügen alle Mercer-Waggons über eine Telematikeinheit, die es uns ermöglicht, die Wagen jederzeit zu tracken und auch frühzeitig Schäden zu erkennen und nachzuvollziehen. Eine meiner Aufgaben ist es hier auch, dieses System  stetig weiterzuentwickeln.

Was sind die größten Herausforderungen im Waggonmanagement?

Um eine effiziente Verwaltung des rollenden Materials der Mercer Holz gewährleisten zu können, muss ich alle relevanten Verträge, Sicherheitsvorschriften und Bedienungsanweisungen kennen und mich einarbeiten, um diese dann in meiner täglichen Arbeit anwenden zu können.  Eine weitere spannende Tätigkeit ist die Rückverfolgung von Schäden an den Waggons, die erst in den Werken auffallen. Hier muss ich den Schadensort und -hergang rekonstruieren, um die Kosten an den Verursacher weiterzuberechnen und so die Aufwände für Mercer  gering zu halten. Wenn ein Güterwagen ausfällt, beschaffe ich Ersatz, um die Auswirkungen auf die Holzlogistik gering zu halten. Genauso handhabe ich die Organisation von Vor-Ort-Reparaturen und die Beschaffung und Bevorratung von Ersatzteilen.

Für die Verladebahnhöfen der Mitarbeiter Bahnentwicklung Thoralf Ziesmann

Wie läuft dein normaler Tag ab?

Bei einem Außendiensteinsatz fahre ich zu einem Verladeterminal. Diese mieten wir für gewöhnlich bei einem Infrastrukturbetreiber an. Vor Ort treffe ich mich mit den Verantwortlichen für die Infrastruktur, um Fragen zu klären und Probleme zu lösen. Das kann z.B. eine Verschmutzung des Verladebereichs oder Beschädigungen an den Gleisanlagen, an der Gleisfeldbeleuchtung oder anderer Infrastruktur durch die Rundholz-LKW sein.

Durch eine gemeinsame Begehung der Anlage mit den verantwortlichen Personen des Infrastrukturbetreibers werden die Beschädigungen aufgenommen, in einem persönlichen Gespräch ausgewertet und eine Problemlösung herbeigeführt.

Mit dieser persönlichen Vorgehensweise können wir sehr viele Hindernisse auf den eigenen oder angemieteten Verladebahnhöfen sofort bereinigen, ohne dass eine Verladestelle gesperrt werden muss.

Des Weiteren überprüfe ich in regelmäßigem Abstand den Zustand der angemieteten und eigenen Bahnhöfe. Das heißt die Arbeitssicherheit, den Reinigungszustand und eventuelle Schäden, die wir dem Infrastrukturbetreiber bekanntgeben (z.B. DB-Netz). Die Organisation regelmäßiger Reinigungstermine mit Subunternehmen und die Entsorgung der Rinde, die wir teilweise in unsere Werke fahren und dort verbrennen können, ist ein wesentlicher Beitrag zur Arbeitssicherheit unserer Speditionen und des Bahn-Personals und erfordert den Einsatz vor Ort.

Teilweise ist auch ein Mitarbeiter des Infrastrukturbetreibers bei so einer Begehung mit vor Ort. Bei unseren selbstverwaltenden Bahnhöfen kümmere ich mich um die Instandhaltung der Ladestelle und eine Verbesserung der Arbeitssicherheit im Rahmen der Mercer Sicherheitsphilosophie  “Road to Zero”. Im Nachgang erfolgt die Auswertung und Bearbeitung der Außendiensteinsätze.

Wie kann man sich einen Holzverladebahnhof vorstellen?

Das würde ich gerne am Mercer-eigenen Verladebahnhof in Bodenfelde mit einer kurzen Zusammenfassung erklären.

Dieser Holzverladebahnhof hat eine Ladekante, die der Länge eines Ganzzuges entspricht (ca. 600 m).Das ist für unsere Anforderungen optimal, im deutschlandweiten Vergleich aber leider keine Selbstverständlichkeit. So eine Ladestelle besteht aus eine Verladestraße, in der unsere beauftragten Fremdspeditionen den Zug entweder per LKW, Bagger oder aus vorher bereitgestellten Rundholzpoltern beladen und aus einer weiteren Straße, an der sich der Rundholzlagerplatz anschließt und auch der Abfegeplatz und die Ausfahrt befindet.  

Alle Verladestellen haben andere Begebenheiten: Zufahrt, Abfahrt, Lagermöglichkeiten und natürliche und topographische Beschaffenheit sind somit nicht immer vergleichbar. Gerade die Verkehrsführung um Wartezeiten der LKWs und deren sichere An- und Abfahrt zu gewährleisten, ist ein sehr wichtiges und kostensparendes Moment.

Was sind deine größten Herausforderungen?

Als Bindeglied zwischen den Kolleginnen und Kollegen der Mercer Holz, den Infrastrukturbetreibern und den Speditionen tauchen immer wieder Fälle auf, die eine kreative Problemlösung, am besten verbunden mit Gesprächen vor Ort mit den Beteiligten, erfordern.

Die Befahrbarkeit der Bahnhöfe ist natürlich besonders in den Herbst- und Wintermonaten ein großes Thema, so etwas lösen wir gemeinsam mit dem ganzen Team der Bahnlogistik. Bis jetzt konnten wir noch jedes Problem durch konstruktives Arbeiten aus der Welt schaffen.

Das wichtigste bei allen Tätigkeiten ist natürlich die Sicherheit aller handelnden Personen im Bereich des Aufenthaltes im Bahnhofsbereich und  der Verladung von Rundholz.

Durch unangekündigte Begehungen von mir auf den Ladestellen und den mehrmals jährlich durchgeführten Verladerschulungen in verschiedenen Regionen mit allen Speditionen und Disponenten, schaffen wir es, unseren Sicherheitsstandard weiterhin hoch zu halten und in einem permanenten Arbeiten zu verbessern.  

Für das Back-Office als Mitarbeiterin Abrechnung Bahn Anja Duks

Wie läuft dein normaler Tag ab?

Täglich bearbeiten und kontieren meine Kollegin und ich eingehende Rechnungen durch Prüfung und Abgleich mit den vorliegenden Verträgen, Vereinbarung, Bestellungen, Zugplanungen und Angeboten die in der Bahnlogistik anfallen. Weiterhin erfasse und pflege ich die Daten der gefahrenen Züge, Zugausfälle, Umleiter, Abstellungen, Mieten für die Waggons, aber auch Miete, Reinigung und Instandsetzung der Bahnhöfe. Ein weiterer großer Punkt ist die Vor- und Nachbereitung zum Monatsabschluss und das Erstellen von Ausgangsrechnungen für Bahntraktion im Drittverkehr.

Um eine effiziente Bearbeitung der Züge und gefahrenen Strecken gewährleisten zu können, arbeiten wir mit SAP und pflegen die Daten. Das Bearbeiten von Reparatur- und Wartungsaufträgen an den Waggons liegt auch in unserem Tätigkeitsbereich.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit der Disposition und dem Waggonmanagement?

Sehr gut. Für die Bearbeitung, Kontierung und Prüfung der Dokumente ist eine Absprache und Zusammenarbeit mit den anderen Abteilungen in der Bahnlogistik sehr wichtig. So haben wir wöchentlich mehrere Meetings mit der kompletten Bahnlogistik, in denen wir Fragen direkt stellen und Probleme gemeinsam im Team lösen.

Was sind die größten Herausforderungen in der Buchhaltung?    

Wir müssen darauf achten, dass alle Rechnungen auf Richtigkeit geprüft werden und nur vereinbarte Leistungen zu vereinbarten Konditionen bezahlt werden.

Dann müssen wir auch Rechnungen zu den richtigen Leistungen zuordnen und darauf achten, dass keine Leistungen doppelt berechnet werden und keine Überzahlungen erfolgen. Bei allen Rechnungen achten wir auch auf die Einhaltung der Formvorschriften und Zahlungsfristen.

Ausblick auf die künftigen Entwicklungen in der Bahn bei Mercer Holz

Die Mercer Holz Bahnlogistik hat es mit dem hoch motivierten und professionellen Team geschafft zu einem der größten Player im europäischen Holzschienengüterverkehr zu werden.

Für die nächsten Jahre plant Mercer Holz den Anteil des Bahnverkehrs weiter auszubauen. Um dieses Ziel zu erreichen und damit für die Zukunft einen noch größeren Anteil der Logistik über die Schiene abwickeln zu können, setzt Mercer Holz auf mehrere Schwerpunkte.

Ein wichtiger Punkt hierbei ist der Ausbau und die Entwicklung der notwendigen Eisenbahninfrastruktur. Zusammen mit verschiedenen Partnern wird an der Elektrifizierung der „Letzte Meile” (die Letzte Meile hier die 16 km lange nicht elektrifizierte Bahnstrecke vom Abzweig Borstel zum Zellstoffwerk Mercer Stendal) vom Bahnhof Stendal zu Mercer Stendal gearbeitet. Weiterhin wird auch der Ausbau und die Optimierung der Verladeinfrastruktur verfolgt um an möglichst vielen Orten Ganzzüge beladen zu können.

Neben der Infrastruktur hat auch der Ausbau des Waggonbestandes einen hohen Stellenwert, um in Zukunft noch mehr Holz über die Schiene zu transportieren. Um auch dann mit einem vergrößerten Wagenbestand weiterhin effizient zu sein wird die Digitalisierung verstärkt angegangen, hier soll zum Beispiel die Waggonbeladung durch den Einsatz der Telematikeinheiten online ausgewertet werden können.

Wichtig bei allen Investitionen ist auch immer das Ziel der Reduktion des CO2-Rucksacks des Holzes. Dies erfolgt in den Richtlinien der Mercer Nachhaltigkeitsziele.

Schon von Anfang an hat Mercer Holz auch Drittkunden verschiedene Dienstleistungen mit der Bahnlogistik angeboten und wird das auch weiterhin tun.


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